Adolf Flückiger
Der gebürtige Zürcher Adolf Flückiger (1917-1998) erhielt seine Ausbildung in einem graphischen Atelier und an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Alfred Willimann. Seit 1944 ist er selbständig in Bern tätig. Er übernimmt Lehraufträge am Technikum Biel, von 1963-1983 als Fachlehrer für Graphik an der Kunstgewerbeschule Bern. Für zahlreiche Auftraggeber – wie SBB und SRG sowie humanitäre Institutionen – ist eine Vielzahl und Vielfalt an graphischen Arbeiten entstanden, darunter auch markante Signete.
In seinem Schaffen dominieren einerseits Plakate für humanitäre Institutionen (Winterhilfe, Schweizer Auslandhilfe u.a.), anderseits Ausstellungsplakate für die Berner Kunsthalle. Mit seinen Plakaten für soziale Hilfswerke will Flückiger den Betrachter aus seiner Passivität aufrütteln und zu Geldspenden animieren. Diese Aufgabe löst er mit einer lapidaren, auf Kontrasten beruhenden zeichenhaften Bildsprache. So wirbt für die Winterhilfe eine stilisierte verschneite Baumform. Dass auch mit Schwarzweiss-Plakaten stärkste Wirkungen zu erzielen sind, zeigt der Aufruf für die Schweizer Auslandhilfe: Zwei schwere quer-rechteckige schwarze Flächen verleihen als Schriftträger dem Plakat monumentale Wirkung. Zwischen sie eingeklemmt erscheint, wie durch einen Sehschlitz, das Augenpaar eines schwarzhäutigen Kindes – eine deutliche Aufforderung zur Hilfe in der Not.
Bei den Ausstellungsplakaten entwickelt Flückiger die Formelemente aus der jeweiligen Thematik heraus oder aber sucht – wie bei der Gruppenausstellung «Gorin – Dewasne – Constant» – eine farbformale Lösung, die das «Klima» der Ausstellung suggeriert: eine horizontale Streifenstruktur mit dem Trikolore-Farbklang Blau-Weiss-Rot, der für Frankreich wie für Holland als Heimat der Künstler zeugt. Die Streifenstruktur löst die schmalhohen Lettern so stark auf, dass es der Anstrengung des Betrachters bedarf, um die Botschaft zu lesen.
Willy Rotzler
Das Plakat in der Schweiz
1991 by Ex Libris Zürich